Einblicke in die Unschärfe der Welt

Die preisgekrönte Buchautorin Iris Wolff war am 24. September im Leistungsfach Deutsch zu Besuch am DHG, um aus ihrem Buch „Die Unschärfe der Welt“ zu lesen. Iris Wolff erzählt die bewegte Geschichte einer Familie aus dem Banat, deren Bande so eng geknüpft sind, dass sie selbst über Grenzen hinweg nicht zerreißen. Ein Roman über Menschen aus vier Generationen, der auf bedrückend poetische Weise Verlust und Neuanfang miteinander in Beziehung setzt. Was für die Schüler zunächst wie zwei-Stunden-einer-Geschichte-zuhören wirkte, entpuppte sich als ein interessiertes Versinken des Verstandes in Bilder. Den Schülern wurde bewusst, wie besonders es war, eine Geschichte direkt von einer Autorin zu hören, da sie genau wusste, welche Wirkungen sie dem Bewusstsein entlocken wollte, ein genaues Bild von den Charakteren hatte, und sie wusste, wie sie zu lesen hatte.

Auch wir als Schüler kamen nicht zu kurz, da wir ins Gespräch kamen und viele Fragen an Iris Wolff stellen durften, woraufhin sie anfing von ihrer Vergangenheit, den Problemen der Auswanderung nach Deutschland und ihrer Schulzeit zu erzählen. Sie erzählte, dass sie einen schlechten Abschluss hat, und auf der Schule nie wirklich angenommen wurde, was sie sehr nahbar macht, denn obwohl sie die bedeutsamsten Preise gewonnen hat, hat sie nicht vergessen, wo sie herkommt, und blieb bodenständig, was man auch beim Zuhören ihrer Geschichte gemerkt hat.


Wir als Schüler hätten nie gedacht, dass so viel mehr Arbeit darin steckt ein Buch zu verfassen, und waren erstaunt, als Iris Wolff davon redete, dass sie eine Exceltabelle für alle Charaktere und deren Zeitlinien angelegt hat, aber auch, woher sie Inspirationen genommen hat und versucht hat ausgestorbene oder besondere Worte zu verwenden, wie zum Beispiel „das Übersommern“.


Obwohl wir die Lesung so interessant empfanden, mussten wir doch feststellen, dass heutzutage niemand von uns unabhängig von der Schule zu einer Dichterlesung gehen würde, da es dort niemand aus unserer Altersklasse gibt, und wir oft auch keine Berührungspunkte zu den Lektüren sowie den Autoren haben, was schade ist, da Lesungen doch etwas ganz Besonderes sind.


Auch für Iris Wolff war die Veranstaltung eine besondere Erfahrung, denn sie sagt: „Mir macht es gerade deswegen Freude, an Schulen zu lesen, weil ich weiß, dass das ja eigentlich gar nicht mein Publikum ist. Und weil ich finde - wie ich es auch im Unterricht gesagt habe - dass die Schulzeit eine Zeit sein sollte, in der man herausfindet, was man selbst gut kann, wofür man Talent besitzt. Das sind eben auch Phantasie, Kreativität ... und nicht nur alltagstaugliche Fähigkeiten wie Mathe oder Englisch.“


Abschließend bin ich dankbar, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, Texte auch mal aus der Perspektive eines Autors zu Gehör zu bekommen, und es war sehr interessant, auch die Verfasserin eines Textes näher kennengelernt zu haben und zu erfahren, was die Gedanken hinter jenen Texten sind.


Nach der Lesung bin ich wahrscheinlich nicht der einzige, der sich vorstellen kann, etwas von Iris Wolff zu lesen.

Timon Kiehne, Kursstufe 1

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