Bericht zur Teilnahme am Bundesfinale der Internationalen Biologie-Olympiade 2023
Im Rahmen meiner Teilnahme am Auswahlwettbewerb zur 34. IBO in den VAE hatte ich mich nach drei erfolgreichen Runden zusammen mit 11 weiteren Teilnehmern aus 9 Bundesländern für die vierte und letzte Runde qualifizieren können. Und so reiste ich in der Woche vor den Pfingstferien mit gespannter Erwartung erneut nach Kiel. Dort im Hotel traf ich dann auch direkt mit den anderen Teilnehmer*innen zusammen, die ich bereits aus der dritten Runde kannte. Nachdem am Sonntagabend alle formalen Angelegenheiten wie die obligatorische Sicherheitsbelehrung geklärt waren, nutzten wir den restlichen Abend, um uns auszutauschen und noch weiter kennen zu lernen. Relativ zeitig gingen dann aber auch die meisten zu Bett, um Kräfte für den bevorstehenden Tag zu sammeln. Denn am Montag ging es dann schon richtig los mit dem Programm am IPN.
Dort starteten wir am Vormittag direkt mit der 90-minütigen praktischen Klausur in Botanik, in der wir unter anderem Experimente zur Photosynthese durchführten, verschiedene Aufgaben zu Hölzern bearbeiteten, botanische Schnitte anfertigen und eine Pflanze bestimmen mussten. Nach einer kurzen Pause mit dem essenziellen „Naschiwagen“ zum Auffüllen der Energiespeicher ging es dann direkt mit der für extremen Zeitdruck bekannte Molekularbiologie-Klausur weiter. Dabei mussten wir unter anderem ein Plasmid mit Restriktionsenzymen behandeln und anschließend eine Gel-Elektrophorese durchführen. Doch nach der Molbioklausur war das Prüfungspensum des ersten Tages noch lange nicht vollbracht. Und so fanden wir uns nach einer kurzen Mittagspause für die berüchtigte 3½- stündige Biochemie-Klausur wieder am IPN ein. In dieser beschäftigten wir uns unter anderem mit Enzymkinetik, Zuckern und Komplexometrie. Nach dieser langen und anstrengenden Klausur waren wir alle ziemlich erledigt, doch ganz geschafft hatten wir es noch immer nicht. Nach dem Abendessen stand nämlich noch der erste Schwung der Vorträge an, von denen jeder Teilnehmer einen halten musste. Die Themen waren bereits zuvor zugeteilt worden und deckten sehr diverse Gebiete ab. Ziemlich müde fielen wir anschließend alle ins Bett.
Der Dienstag begann mit einem Seminar in Bioinformatik, bevor dann die Bioinformatik-Klausur folgte. Dabei mussten wir an einem wissenschaftlichen Paper orientiert unter anderem unser Können im Umgang mit verschiedenen Programmen beweisen. Neben der Nachbesprechung der vorangegangenen Klausuren standen am Dienstagnachmittag dann noch die letzten Abendvorträge an.
Am Mittwoch folgte dann die große 4½- stündige Theorieklausur, die sich in zwei Unterteile gliederte und einen breiten Themenquerschnitt abdeckte. Außerdem absolvierten wir noch einen Konzentrationstest und ein Multiple-Choice-Quiz zu den Vortragsthemen.
Am Donnerstag endete der Klausurmarathon dann mit Zoologie. Wir mussten Insekten bestimmen, histologische Schnitte interpretieren sowie ein Schweineherz präparieren.
All das mag fast ein wenig abschreckend klingen und man könnte vielleicht den Eindruck gewinnen, es hätte sich um eine stressige Woche gehandelt, die nur aus Klausuren, Essen und Schlafen bestanden hätte. Und klar, es war auch anstrengend und man wurde durchaus echt gefordert - aber auf eine schöne Art und Weise. Die Prüfungen selbst machen, so komisch sich das vielleicht anhören mag, wirklich Spaß. Die Themen und Aufgaben sind sehr spannend und originell und so gar nicht mit Schulklausuren vergleichbar. Von der Vorstellung, alles zu verstehen zu wollen, geschweige denn beantworten zu können, sollte man sich aber verabschieden. Das ist aber auch nicht schlimm - schließlich geht es allen so, und überhaupt gibt es auch gar keinen Druck (mal abgesehen von dem, den man sich selber macht). Außerdem lernt man in den Klausuren und Nachbesprechungen wirklich total viel Neues und findet so auch Zugänge zu Themen, mit denen man davor noch nicht in Kontakt gekommen war.
Die allgemeine Atmosphäre habe ich stets als sehr angenehm und kollegial erlebt. Stress oder Konkurrenzdenken zwischen den Teilnehmenden gab es praktisch nie. Wir konnten viel miteinander lachen und führten sehr interessante Gespräche. Zusätzlich gefördert wurde dieser Austausch auch durch ein nettes Rahmenprogramm. So standen z.B. auch eine wirklich spannende Führung im Botanischen Garten, Bowling und nicht zu vergessen das traditionelle All-you-can-eat-Wettessen beim Chinesen an. Insbesondere an den letzten beiden Tagen hatten wir auch viel Freizeit, die wir bei schönen Spaziergängen an der Kieler Förde oder beim gemütlichen Beisammensitzen in der L´Osteria ausnutzten. Mit vielen der anderen Teilnehmenden verstand ich mich sehr gut, sodass aus dieser Woche wie aus der dritten Runde auch einige sehr nette Freundschaften erwuchsen. Auch mit den Betreuer*innen, alles ehemalige Teilnehmer, die sich mit viel Herzblut auf ehrenamtlicher Basis engagieren, habe ich mich sehr gut verstanden.
Abschluss dieser spannenden Woche war dann am Freitag die Preisverleihung. Neben den Urkunden und der Qualifikation der vier Besten für das Nationalteam, die darüber hinaus für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen werden, gab es für alle Teilnehmer*innen Buch- und Geldpreise. Ich selbst verpasste dabei leider knapp einen der Plätze im Nationalteam. Mit einer dennoch guten Platzierung, zahlreichen schönen Erinnerungen, neuem Wissen und vielen neuen Kontakten im Rucksack trat ich dann, fest ein wenig wehmütig, die lange Heimreise an.
Alles in allem verbrachte ich also eine wirklich schöne und in vielerlei Hinsicht sehr bereichernde Zeit, die sich nicht nur auf die 4. Runde beschränkte. Von der ersten Runde mit spannenden Aufgaben in Heimarbeit, der wirklich tollen Vorbereitung am SFZ Tuttlingen, der Klausur in der 2. Runde und den beiden vorbereitenden Landesseminaren über online stattfindenden Vorbereitungskurse und eine Reihe wissenschaftlicher Vorträge vor der dritten Runde, sowie der dritten Runde selbst im Februar 2023 in Kiel bis hin zur vierten Runde und der damit einhergehenden Vorbereitung prägte die IBO das vergangene Jahr für mich sehr.
Ich bin total froh und dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu können! Ganz besonders bedanken möchte ich mich an der Stelle bei Frau Kaltenbach vom SFZ Tuttlingen für die umfassende und tolle Vorbereitung, sowie all den anderen Teilnehmenden und Betreuer*innen, die die Teilnahme für mich so besonders gemacht haben.
An der Stelle kann ich daher nur alle biologieinteressierten Schüler*innen dazu anregen (nicht erst ab der KS2), ebenfalls teilzunehmen - es lohnt sich (und ist dank der Förderer im Übrigen auch kostenlos)!
Die Aufgaben für die nächste Runde sind auch schon online (https://www.scienceolympiaden.de/ibo/ibo-internationale-biologie-olympiade/aktuelle-runde).
Finja Sutter (KS2)